19. September 2012

Ich hatte mit Klangkörpern zu tun

Mon-Cheri-A-self-portrait-as-a-scrapped-shed

Nicht zuletzt mit dem des Tontechnikers. Alles verquickt mit der Unerreichbarkeit und dem Sehnen nach. Jetzt ist Stille. Keine Musik mehr ertragen können, ab und zu mal einige Akkorde auf der Gitarre anschlagen. Vorsichtige Skalen. Ein paar Lieder gesungen. Aber:

Lichter Nebel am Morgen

Dann wieder Stille. Jetzt. Ausatmen. Einatmen. Lauschen auf den unangeschlagenen Klang, anahata.

(Oben: 'Mon Cheri: A self-portrait as a scrapped shed' von Shinro Ohtake auf der d13. Unten: Lichter Morgennebel an der a13, äh... B217.)

Sechseinhalb Jahre später

Graham Coxon, mit rotverwaschenem T-Shirt und am Po schlabbernder Jeans. Ein bisschen Unrasiertheit, die Haare wieder kürzer, als auf den aktuellen Bildern. Die Brille landet im Laufe des Abends irgendwo auf dem Boden vor der Basedrum. Es ist jetzt nicht mehr so, dass ich in Grahams Band spielen möchte – denn in der Zwischenzeit hatte ich meine eigene, ich hatte Songs geschrieben, die wir zusammen geübt und performt hatten, manche im Studio aufgenommen. Es gab auch ein Soloprojekt, Great Taste Rough Tongue, und mein erster Song hieß 'Graham Song'. Er handelt davon, dass ich Graham Coxon in Köln gesehen habe, dass er möglicherweise mein Leben verändert hat, dass ich mir wünschte, mit ihm durch die Gegend zu laufen und mit ihm in Cafés und Parks über alles mögliche sprechen wollte, über die Seele, und die Liebe im allgemeinen. Ein charmanter Song, der in einem langen Outro endet, das besingt, ihn zu vermissen, ihn anzurufen, ihn zu mögen, ihn zu lieben, lala-la-la-la und weitere übertriebene und teenagerhafte Wünsche.

An diesem Tag in Berlin am Postbahnhof sechseinhalb Jahre später enden meine Wünsche nicht, aber ich bin reifer, die Haare grauer und ich verstehe besser, warum da eine große Zuneigung ist, die nicht vergeht. Seine Musik ist es nicht unbedingt, viele Songs finde ich schrecklich. Aber zum Beispiel 'You and I' geht mir seit Tagen nicht aus dem Sinn und die Erinnerung an die herrlich hingeschlunzten Konsonanten und Vokale, so schnell, dass die Mitsinger kaum hinterherkommen, macht Spaß. Das neueste Album kenne ich noch nicht, aber hier und jetzt hört sich das Getöse vielversprechend an. Es gibt da auch psychedelische Bits, um die ich mich zu kümmern haben werde.

Und so stehe ich da seitlich in der ersten Reihe, Stille in mir trotz des Lärms, drei Meter von Graham entfernt, genieße die Spielfreue der Band, Grahams gute Laune, erfreue mich an seinem Lächeln und die Art, wie er mit dem Publikum socialized und plötzlich sind da keine Grenzen mehr, so als hätte ich mein Leben mit ihm verbracht, sein Blick heilsam wie der Darshan eines Weisen.

Er winkt mir zu, als er in der nächsten Kurve der Wendeltreppe zum Backstage noch einmal zurück schaut, während ich hochglotze. Er lächelt wie ein Smiley, mit geschlossenem Mund und ich hebe zaghaft meine Hand und winke zurück.

Als sähe ich mich selbst, in ihm.

Wie wir Musik benutzen, um unerträgliche Gefühle zu erleichtern, wie wir Texte schreiben, die erheben und transzendieren, was unten im Dunkeln lauert und und beleuchtet werden möchte. Graham ist innen viel wütender als ich, aber Sehnsucht und Melancholie teilen wir beide. Und ich sehe auch, dass wir beide endlich Frieden finden werden – Schönheit und Freude sind uns jetzt schon gewogen, ihm auf seine Weise, mir auf meine.

Etwas Bildmaterial
... und noch mehr Bilder
Und Musikke: In The Morning

Das 'Gelände' bietet halbwegs reuelose und teils einfallsreich bebilderte Texte, nach uraltem Rezept geschrieben, gesammelt, im Zeitstrahl gebannt und von aufständischen Dadaisten in letzter Sekunde gut geheißen.

Hier kommt ein Bild:

N-bei-der-Praesentation

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