29. November 2012

Lesen, lesen, lesen.

Mittlerweile bin ich wieder umgeben von Bücherstapeln. Neben dem Bett, rings um's Sofa. Ich lese viel, online, offline. Während der Jahre, in der ich mit Musik beschäftigt war, habe ich praktisch nichts gelesen. Da war nichts, was Interesse wecken konnte. Wahrscheinlich habe ich Brillantes verpasst, das lässt sich nachholen. Die Sprache bedeutete mir nicht mehr viel, es war nun die Musik, die ich kennen wollte, ich nahm Gesangs- und Bassunterricht mit einem Haufen Theorie über Skalen, Harmonien und Tönen und gab Unmengen Geld für Instrumente und equip aus, schrieb Songs, die ich daheim im Schlafzimmer aufnahm, alle möglichen Leute homerecordeten zu der Zeit ihre eigene Musik, es entstand eine eigene Musikrichtung mit entsprechendem Namen, und romantische Filme gab's im Kino mit selbstgemachter Musik von jungen, gitarreklampfenden Frauen mit unausgebildeten, aber charmanten Stimmen. Das ist gar nicht so lange her, aber irgendwie lange vorbei.

Jetzt lese ich wieder. Viel und schnell. So schnell, dass ich 100 Seiten lang nicht merke, dass ich das Buch, das quer im Regal und anscheinend zum Lesen bereit lag, schon gelesen hatte diesen Sommer. Tschik hab ich gelesen, und wieder so schnell, man muss es schnell lesen, weil es atemlos geschrieben ist, und dadurch merkt man nichts von seiner romantischen Qualität. Leider. Ich werde es nochmal lesen. Langsamer.

Und jetzt Imperium. Ein bisschen schlau hab ich mich machen müssen, das Buch ist ja herrlich umstritten, sogar der Buchladen von M., der Leserin, hat es nicht vorrätig, eben wegen der vielen Kritiken, das sei ihnen zu blöd – und mir egal, denn als ich Christian Krachts Dankesrede zum Wilhelm-Raabe-Preis höre, denke ich mir, wer so spricht und nochmal eben mit links zum Mahabharata ausholt, kann nichts Böses meinen, und jetzt les ich's halt und berausche mich an den unglaublichen Sätzen dieser seltsamen Erzählung.

Das erste Kapitel mit der Schiffsfahrt wiederum erinnert mich an einen Song den ich geschrieben habe, ich will jetzt nicht komponiert sagen, das klingt so unbescheiden, aber es ist natürlich komponiert. Gesang und Gitarre. Die lyrics bestehen aus einem von etlichen Tagebucheinträgen, die ich eine Figur namens Aurora unter dem Titel Grünes Land schreiben lassen wollte, welche in einer fiktiven Zukunft nach Der Großen Flut auf einem Frachter über die Weltmeere reist, heimatlos. So à la Waterworld, nur schöner. Ich hatte ein bisschen was zusammen geschrieben, aber da ich unfähig war, interessante Mitreisende und Dialoge zu erfinden, war das reine Beobachten und Beschreiben dieser endlosen Reise auf Dauer langweilig. Der Text, den ich für den Song ins Englische übersetzt und etwas umgestellt habe, war Folgender:

Wohin mich diese Reise bringen wird, frage ich. Dieses Schiff ist mein Zuhause geworden. Die früher so schmucklose und zweckmäßige Kammer trägt mittlerweile Zeichen meiner Inbesitznahme, Bücher, Bilder, Musikinstrumente, Teppiche. Wenn das Schiff irgendeinen Hafen erreicht, um endlich seine Fracht zu löschen, bleibe ich fast immer an Bord und betrachte die Silhouetten der Städte von hier aus. Die Häfen sind nicht schön. Dunkle Orte in der Nacht, wo unerklärliches Geschehen unerklärt bleibt. Es ist mir egal, ich beobachte nur.

Das Lied ist eines meiner frühen und immer noch Liebsten (neben Better Days, einem Abgesang auf, naja, den Tontechniker, in Moll, gleichzeitig auch das letzte Stück Musik von mir). Als die Musik zu Green Fields fertig und irgendwie aufgenommen war, war ich glücklich und wie frisch verliebt. Es gab keine Unbillen mehr. Denn wenn so etwas aus dem Nichts entstehen kann, muss die Welt gut sein.

Jetzt lese ich wieder. Viel und schnell. Und schreibe. Dafür höre ich keine Musik mehr. Nichts. Am besten nur Stille.

Das 'Gelände' bietet halbwegs reuelose und teils einfallsreich bebilderte Texte, nach uraltem Rezept geschrieben, gesammelt, im Zeitstrahl gebannt und von aufständischen Dadaisten in letzter Sekunde gut geheißen.

Hier kommt ein Bild:

Pakora-by-Magda1

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