13. Februar 2013

Rückzug der Sinne

Verschiedene Aktivitäten im Außen und Innen. Auf twitter stellt sich mir die Frage, wieso Schreibern folgen, die in allen ihren Social Media-Accounts ähnliches von sich geben. Schnell ist die Timeline voll und man macht den ganzen Tag nichts anderes, als sich auf den neuesten Stand zu bringen. Wie sinnlos das ist! Ich hatte mir für twitter einen wirklich neuen, andersartigen Nick ausgedacht, auf den niemand käme. Ein Männername, unter dem ich gerne rumgepault hätte. Wie'n Kerl halt. Aber Gepaule scheint mir nicht zu liegen. Ich sehe die Dinge des Lebens meistens positiv. Dauernd im Nöselmodus unterwegs zu sein, lenkt den Blick bloß auf zu Benöselndes. Eigentlich war der Nick gedacht, bestimmten Musikern und Künstlern nicht nur zu folgen, sondern mit ihnen auch zu kommunizieren. Der Versuch an sich fördert andere Bedürfnisse zu Tage, die alten, schon Gekannten nach Aufmerksamkeit und Gegenliebe. Nie war es so einfach, jene scheinbar zu bekommen. Und gleichzeitig trotzdem stets in der Anonymität versteckt zu bleiben. Die Mühe umsonst. Die Erträge bei den anderen. Mir fällt nichts ein, was den beliebten Künstler in 140 Zeichen mir zugeneigt machen könnte. Keine schlauen Fragen, keine geistreichen Anmerkungen. Das Interesse am Leben der Anderen ist doch recht gering. Und an meinem, dem fremden noch geringer.

Sind doch die Sozialkontakte sowieso auf ein Minimum geschrumpft. Die Leserin, die Buddhistin, die Gärtnerin und, noch seltener, die Busenfreundin. Fast noch sehe ich die Mutter öfter als die erwähnten. Ich habe eine starke Abneigung entwickelt zugequatscht zu werden. Mit Informationen überhäuft zu werden, die ich nicht mehr koordinieren kann. 50:50 ist wunderbar, gegenseitig nachfragen und zuhören, alles fließt. Aber schon 70:30 ist fast unerträglich, weil die 30 % meinerseits bloß Fragen sind. Was ist aus der neuen Freundin des Exmannes der Bestenfreundin geworden? War die schwanger, oder war's die Frau des Appetitlichen, die mittlerweile zum dritten Mal niedergekommen ist? War der Schwiegervater der Leserin dement oder war's die Mutter von A.? Es ist ein bisschen peinlich, sich nach Monaten danach zu erkundigen. Ich werde einfach abwarten, was mir demnächst erzählt wird.

Mir selbst die Erlaubnis geben, das Leben der Freunde der Anderen nicht so wichtig zu nehmen. Notfalls eine schlechte Zuhörerin sein, die sich nichts merken kann. Notfalls unsozial sein. Auch nach Jahren kenne ich nicht alle Namen der befreundeten Nachbarn der Bestenfreundin, die entfernt wohnt, aber jene sprechen mich stets mit Namen an. Reise ich wieder heim, fallen sie sofort aus meinem Gedächtnis während der zwei Stunden Bummelfahrt. Auch Gesichter von schönen Menschen mit ebenmäßigen Gesichtern kann ich mir nicht gut merken. Da ist nichts, was mich fesselt, nichts Außergewöhnliches, beim nächsten Treffen nur eine wage Erinnerung, diesen Menschen schon mal irgendwo gesehen zu haben.

Übungen in der yogischen Tradition beschäftigen sich mit dem Beobachten, und der Identifikation nicht mit der eigenen Persönlichkeit, sondern dem ewigen und unsterblichen Beobachter, der nicht bewertet, sondern nur zusieht. Die Meditation wird sich anfangs mit der bloßen Erkennung des vorbeischwebenden Gedankens beschäftigen. Wem gehört dieser Gedanke. Niemandem. Es ist einfach ein Gedanke, der in meiner Aufmerksamkeit aus bestimmten Gründen auftaucht. Und wieder vergeht, wenn der Zeuge die Aufmerksamkeit zurückzieht zu sich selbst. Dieses selbst ist ES. Diesem ES ist alles eines, alles gleich – gleich wichtig, gleich unwichtig. Irgendwann kommt der Meditierende an jenen Punkt, an dem kein Gedanke mehr ist.

Damit stehe ich dazwischen. Ich kann nicht behaupten, dass mir diese Übung in Fleisch und Blut übergegangen ist. Dazu bin ich zu oft und zu gern (noch) mit der Welt, der Maya beschäftigt. Mit dem Körper, der gesund, mit der Persönlichkeit, die geschmeidig sein soll, mit den Geschichten der Menschen. Fernab dieses Tuns ist das Nichts. Es gibt Phasen, da ist dieses Nichts mir alles. Und es gibt Phasen, da fürchte ich dieses Nichts als Langeweile. Gestern. Gestern habe ich zehn Folgen Der letzte Bulle hintereinander weg gesehen. Notfalls behaupten, es wäre eine Meditation auf Körper, Hinterteile, Coolness und Sehnen nach. Beobachter sein, einfach glotzen.

Das 'Gelände' bietet halbwegs reuelose und teils einfallsreich bebilderte Texte, nach uraltem Rezept geschrieben, gesammelt, im Zeitstrahl gebannt und von aufständischen Dadaisten in letzter Sekunde gut geheißen.

Hier kommt ein Bild:

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