Hirntot

Nachdem ich gestern Nacht auf Geheiß des Esoterikers einige Folgen Dexter gesehen habe, bin ich überzeugt davon, dass er den strengen yogischen Regeln sämtlichst abhold ist. Irgendeine der Sutras sagt uns bestimmt, wir sollen den Blick abwenden von Blut bzw. uns von zerstückelten Leichen fernhalten, die auf Eisfeldern gelagert werden.

Ich bin jetzt also auf dem Weg in die große Stadt, um Graham Coxon spielen zu sehen und zu hören und die Bilder von zerstückelten Leichen zu vergessen. Gekleidet wie eine Eisbärin beobachte ich den Wind in den Haaren der in Wolfsburg Ausgestiegenen, anscheindend ist heute ein Tag der wilden Tiere, die im urbanen Raum heimisch sind. Ein Quatsch schreib ich da.

Streng genommen sind der Esoteriker und Graham Coxon Bilder meines inneren Mannes. Der Tontechniker ist es sicherlich auch. Alle Drei repräsentieren unüberbrückbare Teile des Selbst, das sich, von Bemühungen zermürbt, allen gerecht zu werden, oft verzettelt auf dem Weg zur Glückseligkeit. Den einen will ich nicht, den anderen kann ich nicht haben und der Dritte wiederum will mich nicht. Das Dilemma ohne Humor betrachtet, gerinnt zu zähem Gedöns. Mit Humor ist es zumindest aus meiner Sicht lustiger, ob die anderen Humor besitzen, kann ich nicht feststellen. Der Esoteriker hat manchmal das Jammern, Graham Coxon ist reine Einbildung und der Tontechniker hat eine stete Angstschweißperle auf der Stirn, symbolisch gesehen.

Sei's drum, dies, der zweite Text, den ich hier schreibe, ist nicht von der Art, die ich im Sinn hatte. Ich dachte an Blumiges, Besinnliches, eventuell Humorvolles, durchwirkt mit gelegentlichen Anspielungen von Sex oder Drogen. So wie gestern, denn die Pflanzen des Esoterikers sind keine Apfelbäumchen, sondern echte Cannabisgewächse mit viel versprechenden Samen- oder Blütenständen, so genau weiß ich das nicht. Aus langatmigen Gründen stehen sie nicht auf seinem sonnigen Balkon, sondern bei mir in Bad und Wohnzimmer.

Cannabispflanzen, Dexters Leichen und eine stattliche Anzahl weiterer unyogischer Themen gehen also von dem Esoteriker aus. Landen in meinem Bewusstsein, ungefiltert und richten dort Unruhe an. Die Buddhistin und ich, wir können gar nicht genug meditativ walken, um diese schrägen Gedankenwellen wieder zu glätten. Nirodha. Nirodha ist, wenn die Gedankenwellen zur Ruhe kommen, und das Selbst erscheint. Es wird Zeit.

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Das 'Gelände' bietet halbwegs reuelose und teils einfallsreich bebilderte Texte, nach uraltem Rezept geschrieben, gesammelt, im Zeitstrahl gebannt und von aufständischen Dadaisten in letzter Sekunde gut geheißen.

Hier kommt ein Bild:

Mon-Cheri-A-self-portrait-as-a-scrapped-shed

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