"You come from there."

Mama, wo komm' ich her? frag ich sie. Sie denkt wohl, au weia, jetzt kommt das mit dem Penis und der Vagina, oder vielleicht doch lieber Schwanz und Möse und erklärt mir langatmig was von, wenn Mann und Frau sich sehr lieb haben, dann bekommen sie ein Kind. Von wem? Und haben Tante L. und Onkel H. sich denn nicht lieb? (Die hatten nämlich keine Kinder.) Dochdoch, kommt sie ins Stottern und redet weiter irgendwas, das ich vergessen habe.

Sie hat meine Frage nicht verstanden. Keine Mutter und kein Vater verstehen je diese Frage richtig! In Wo komme ich her geht es nicht um langweilige biologische Vorgänge wie Sperma trifft Ei, ich wusste ja damals gar nicht, dass es sowas wie Fortpflanzung überhaupt gibt, sondern um Wo war ich vorher, Mama, bevor ich hier war?

Und so ist die Erinnerung an das Lächeln des indischen Astrologen, als er sagt You come from there eine ganz und gar wunderbar zufriedenstellende Antwort auf meine kleine Frage von damals. Italien!

Nur wenig begeistert mich mehr als sehr sehr alte Ruinen. Die Etrusker sind nochmal 2.000 Jahre älter als die Ägypter, das reicht schon, die ollen Steinhaufen sind toll, damals mit T., den ich hätte heiraten sollen, wir in Umbrien und all diesen Orten, die von Geschichte nur so quellen. Von mir aus auch das frühe Mittelalter, dunkle romanische Kirchen mit dicken Säulen und kleinen Fenstern. Die Frau Montez und ich auf der Insel Reichenau, da gibt es noch Originale:
romanisches
Ein paar alte Säulen.

Und jetzt muss ich noch ganz schnell erzählen, wie der Sohn meiner Schwester, als er so klein war wie ich damals, außer sich geriet, während wir alte Fotos aus unserer Kindheit ansahen, meine Schwester und ich in allen möglichen Posen im Garten, beim Spielen, beim Rumhängen. Und wo war ich da, schrie er und warf die Fotos durcheinander mit schwitzigen Händchen, wo bin ich da gewesen?

Du warst noch nicht hier, mein Kind. Aber jetzt bist du's. Willkommen.
schneck08 - 24. November, 00:55

etwas eigenartiges am sich-vermehren ist ja auch, und das wird ganz selten angesprochen, dass man da ein dasein hineinwerfend ermöglicht, ohne nachzufragen, ob es dieses dann neue dasein denn auch wünscht überhaupt, dazusein. ich bin mir sicher, keiner von uns wurde gefragt. ich habe auch nicht. da könnte man durchaus noch nachbessern. wobei ich jeder/jedem immer noch ein Ja nahelegen würde. /und bitte weiterfrickeln, sie beide. ich will nicht der einzige sein JWD und auf dem Gelände und am Waldrand, der von Wölfen, Steinadlern, Käuzchen, tödlichen Monster-Zecken und Landschaft und Aldi-Sued mitunter berichtet. man kann ja auch anderswo als in grossen spreemetropolen existieren und ausschöpfen die weltweiten hinweise auf wesentliche grunderkenntnisse. (und sowieso in den ottonischen reichenaudingern). insofern herzlich, und ich lese gerne hier und dort, Ihr Schneck.

keinekrabbe - 24. November, 10:04

Dass jedem empfindenden Lebewesen der Wunsch nach Leben, Erfahrung und Selbsterkenntnis innewohnt, davon bin ich überzeugt. Dieses Innewohnende ist nicht unbedingt sprachlich festgemacht noch ist es erkannt. Aber spätestens in Angstsituationen wird deutlich, wie schützenswert und so sehr gewollt ein jedes Leben ist.

Und ja, auch am Rande der nordeutschen Tiefebene passiert Erzählenswertes, die olle Hauptstadt ist eh mit Geräuschemännern überfüllt.

Und auch herzlich, zurück. Sie schreiben ja wie der Teufel!
montez - 24. November, 10:53

Ach Gottchen, jetz hab ich's auch erkannt.

Küss die Hand, Herr Schneck.

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Das 'Gelände' bietet halbwegs reuelose und teils einfallsreich bebilderte Texte, nach uraltem Rezept geschrieben, gesammelt, im Zeitstrahl gebannt und von aufständischen Dadaisten in letzter Sekunde gut geheißen.

Hier kommt ein Bild:

acht-Oliven1

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