Der Mann im Mond

Also ist der Esoteriker gestern Nacht nicht gestorben. Ist wohl auch nicht sein Dharma, sich einfach so davon schleichen zu können. Nur falls etwas schief läuft, dann klingel ich dreimal. Beinahe bettelt er. Um dich dann zu retten, oder was, frage ich, nee, ich stöpsel das Telefon aus, da musst du allein durch. Wir sprachen wieder mal übers Kümmern und Bewusstseinserweiterung. Ich diese, er jene. Mir ist klar geworden, dass er mein Kümmern schamlos ausnutzt. Natürlich hab ich ihn lieb, aber ich möchte keinen Partner haben, der Drogen nimmt. Bei der labilen Konstitution, mit Bluthochdruck und allem. Seiner. Meine Konstitution ist Nebensache.

Viel Energie ist bei drauf gegangen, Männer aus ihrer Unordnung zu befreien. Es jedenfalls zu versuchen. Allerdings ungefragt. Das sagt auch B., die ich in ihrem im dauerprovisorischen Schrebergarten besuche, um ein paar Fotos zu machen und nicht daheim zu sein, wenn der Esoteriker anruft. Dessen Klingeln ich sowieso nicht hören werde, weil das Telefon immer noch off ist.

Den mir eigenen Kümmerzwang herauszufinden, ist Verdienst des Esoterikers, der im übrigen ein Meister der Worthülse ist. Und ungefragt kümmern ist eine Spezialität, möglicherweise nicht nur meine. Das kommt von der übertriebenen Identifikation mit dem schrecklichen Leben anderer. Wenn das bei mir so aussehen würde, ohgott, dann hätte ich schon längst… usw., ist die Idee, die alles noch viel schlimmer macht. Als gäbe es nichts eigenes mehr, das ich zu bedenken hätte. Das Verrückte ist, dass er mein Kümmern genießt, welches eigentlich ein Hindernis darstellt. Er sagt es tatsächlich – ich mag, wenn du dich um mich kümmerst, also, subtiler, wenn du mich mit Kümmern bedenkst. Dann wieder stellt er fest, dass ja mein Kümmern heilsam ist, doch, in mir würde eine große Heilerin schlummern. Schlummern, denke ich. Sie ist im Tiefschlaf! Die Aufgaben sind viel zu groß! Ich werde nicht die Welt retten wollen, machen wir uns nichts vor. Der Blick gehört gefälligst auf's Schöne gerichtet!
das-schoene-Bild
Das schöne Blumenbild.

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Das 'Gelände' bietet halbwegs reuelose und teils einfallsreich bebilderte Texte, nach uraltem Rezept geschrieben, gesammelt, im Zeitstrahl gebannt und von aufständischen Dadaisten in letzter Sekunde gut geheißen.

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