Huschen und hüpfen
Soso. Da schreibt man sich also die Finger wund und irgendwie ist das gar nicht so furchtbar. Ich habe Mama von dem Dialog im Eintrag weiter unten erzählt und währenddessen begreife ich, dass ich mich nicht mehr verstecke. Natürlich liest hier immer noch keiner von meinen real life-Freunden mit, es wäre mir mehr als peinlich, wenn die Busenfreundin erführe, wie ich auf ihr rumhacke. Also, ich verstecke mich jedenfalls nicht mehr mit meiner gnadenlos positiven Weltsicht, die höchstens nur noch durch Geräuschemänner zu erschüttern ist. Was ist eigentlich der Unterschied zwischen positiv und positivistisch? Ich verstehe diese Klaubereien nicht so richtig.
Am letzten Samstag jedenfalls ist mir der Geräuschemann durch's Sichtfeld gehuscht. Huschen war bestimmt nicht seine Absicht, und ich weiß auch nicht, ob er mich gesehen hat, denn ich saß mit der Buddhistin beim Bäcker und trank Schokolade mit ordentlich Sahne. Plötzlich, ich ahnte schon, dass er in der Stadt ist, taucht er auf. In meinem Stadtteil, auf meinem Markt! Mit Kind auf dem Arm, ganz kurz erspähe ich noch die zugehörige Mutter, also die neue allein erziehende Freundin, die dann hinter einem Stand verschwindet, und er trägt das Kind auf dem Arm, als könne es ihn vor der bösen Welt der vielen langweiligen Bekanntschaften, die er hier hat, schützen. Ein schmerzender Stich entsteht in meinem Herzen und breitet sich im ganzen Körper aus. Zum Glück rettet mich die Buddhistin, die mir ohn' Unterlass heilsame Affirmationen ins Ohr raunt und dann ist der Geräuschemann auch schon unsichtbar. Langsam legt sich der Aufruhr und ich kann wieder sprechen.
Wir zahlen dann und die Buddhistin beschließt, dem Geräuschemann hinterherzulaufen. Sag wenigstens hallo, verstecken ist blöd. Wir spazieren zweimal über den Markt, aber wir finden ihn nicht mehr. Nebenbei erklärt sie mir die Welt. Wir suchen immer das, was wir schon kennen, sagt sie lapidar.
Natürlich! Es ist so einfach. Die emotionale Achterbahn, die ich mit dem Geräuschemann gern bestiegen hatte (haha, wir haben uns gegenseitig gern bestiegen), kenne ich schon von immer. Von daheim, von den Eltern, ach mann, es ist so deutlich und gleichzeitig so langweilig. Wir suchen das, was wir kennen. Anziehung, Abstoßen, um Aufmerksamkeit buhlen, das Erregen genießen, wenn Entgegenkommen stattfindet, die schreckliche Leere, wenn es fort ist.
Daran denke ich den ganzen Tag und prüfe die Fakten auf Richtigkeit.
Am Abend werde ich großzügig belohnt. Es ist Hs Geburtstagsvorabend und die Busenfreundin und ich gehen zum Restesaufen in seine heimelige Wohnhöhle. Wir sind die zweiten bzw. dritten, vor uns nur T., der sofort Blickkontakt mit mir aufnimmt, du bist doch die mit dem finnischen Freund. Äh, woher weißt du das – und schon befinden wir uns mitten im anregendsten Gespräch seit… uhm… Menschengedenken nicht grad, aber seit, sagen wir… Erfindung des Telefons, seit, ähm… ach, lassen wir das. Jedenfalls reden wir knappe drei Stunden durch, locker, aufmerksam, und wirklich sämtliche Themen wenn nicht abhandelnd, so doch wenigstens streifend, die mich bzw. uns interessieren. Musik, Design, Philosophien, Vedanta, Samkhya, Aikido, und auch weniger Off-es, Finnland, Mücken, italienische Abstammungen, Technik, Singen, Klang, Buddhismus, Gleichgewicht, Leben, luzides Träumen, Sterben, Familie und sonst auch alles andere. Ganz ohne show-off, ohne Anzüglichkeit, ohne Blödsein.
Ich beginne, wieder Vertrauen zu fassen. Es kommen noch weitere Gäste, die Busenfreundin sitzt etwas weiter weg auf dem Sofa und muss über Beziehungen reden, worüber sie sich später beschwert. Davon merke ich nicht viel, denn T. und ich lassen uns erzählen wie auf einer kleinen Insel, mir ist kalt vor Glück und mir klappern die Zähne, ach, es ist bloß das offene Fenster, er steht auf und macht es zu. Eine selbstverständliche Ritterlichkeit. Sowas gibt es also. Mann, ich dachte, da wär' nur noch wenig zum Staunen.
Und? Weiter nichts. Zum Abschied eine Handbewegung zu mir zu H. zu ihm, die andeutet, dass wir über H. in Verbindung bleiben. Ich nicke und dann hüpfen die Busenfreundin und ich gelassen nach Hause.
Am letzten Samstag jedenfalls ist mir der Geräuschemann durch's Sichtfeld gehuscht. Huschen war bestimmt nicht seine Absicht, und ich weiß auch nicht, ob er mich gesehen hat, denn ich saß mit der Buddhistin beim Bäcker und trank Schokolade mit ordentlich Sahne. Plötzlich, ich ahnte schon, dass er in der Stadt ist, taucht er auf. In meinem Stadtteil, auf meinem Markt! Mit Kind auf dem Arm, ganz kurz erspähe ich noch die zugehörige Mutter, also die neue allein erziehende Freundin, die dann hinter einem Stand verschwindet, und er trägt das Kind auf dem Arm, als könne es ihn vor der bösen Welt der vielen langweiligen Bekanntschaften, die er hier hat, schützen. Ein schmerzender Stich entsteht in meinem Herzen und breitet sich im ganzen Körper aus. Zum Glück rettet mich die Buddhistin, die mir ohn' Unterlass heilsame Affirmationen ins Ohr raunt und dann ist der Geräuschemann auch schon unsichtbar. Langsam legt sich der Aufruhr und ich kann wieder sprechen.
Wir zahlen dann und die Buddhistin beschließt, dem Geräuschemann hinterherzulaufen. Sag wenigstens hallo, verstecken ist blöd. Wir spazieren zweimal über den Markt, aber wir finden ihn nicht mehr. Nebenbei erklärt sie mir die Welt. Wir suchen immer das, was wir schon kennen, sagt sie lapidar.
Natürlich! Es ist so einfach. Die emotionale Achterbahn, die ich mit dem Geräuschemann gern bestiegen hatte (haha, wir haben uns gegenseitig gern bestiegen), kenne ich schon von immer. Von daheim, von den Eltern, ach mann, es ist so deutlich und gleichzeitig so langweilig. Wir suchen das, was wir kennen. Anziehung, Abstoßen, um Aufmerksamkeit buhlen, das Erregen genießen, wenn Entgegenkommen stattfindet, die schreckliche Leere, wenn es fort ist.
Daran denke ich den ganzen Tag und prüfe die Fakten auf Richtigkeit.
Am Abend werde ich großzügig belohnt. Es ist Hs Geburtstagsvorabend und die Busenfreundin und ich gehen zum Restesaufen in seine heimelige Wohnhöhle. Wir sind die zweiten bzw. dritten, vor uns nur T., der sofort Blickkontakt mit mir aufnimmt, du bist doch die mit dem finnischen Freund. Äh, woher weißt du das – und schon befinden wir uns mitten im anregendsten Gespräch seit… uhm… Menschengedenken nicht grad, aber seit, sagen wir… Erfindung des Telefons, seit, ähm… ach, lassen wir das. Jedenfalls reden wir knappe drei Stunden durch, locker, aufmerksam, und wirklich sämtliche Themen wenn nicht abhandelnd, so doch wenigstens streifend, die mich bzw. uns interessieren. Musik, Design, Philosophien, Vedanta, Samkhya, Aikido, und auch weniger Off-es, Finnland, Mücken, italienische Abstammungen, Technik, Singen, Klang, Buddhismus, Gleichgewicht, Leben, luzides Träumen, Sterben, Familie und sonst auch alles andere. Ganz ohne show-off, ohne Anzüglichkeit, ohne Blödsein.
Ich beginne, wieder Vertrauen zu fassen. Es kommen noch weitere Gäste, die Busenfreundin sitzt etwas weiter weg auf dem Sofa und muss über Beziehungen reden, worüber sie sich später beschwert. Davon merke ich nicht viel, denn T. und ich lassen uns erzählen wie auf einer kleinen Insel, mir ist kalt vor Glück und mir klappern die Zähne, ach, es ist bloß das offene Fenster, er steht auf und macht es zu. Eine selbstverständliche Ritterlichkeit. Sowas gibt es also. Mann, ich dachte, da wär' nur noch wenig zum Staunen.
Und? Weiter nichts. Zum Abschied eine Handbewegung zu mir zu H. zu ihm, die andeutet, dass wir über H. in Verbindung bleiben. Ich nicke und dann hüpfen die Busenfreundin und ich gelassen nach Hause.
keinekrabbe - 8. März, 23:51
Viele finden weise Anmerkungen lästig