Dreimal schöne Beine

Gibt es nicht eine Gattung des Schriftstellerischen, die 'automatisches Schreiben' heißt? Man setzt sich hin und schreibt einfach Sätze, die einem einfallen, die sozusagen durch's Bewusstsein huschen. Wohin setzt man sich dazu? An den Tisch, auf dem ein Blatt und ein Stift liegen? Oder gleich direkt an den Rechner, hoffentlich muss es nicht Word sein, reicht auch TextEdit – ich denke ja.

Ohne besonders stolz darauf zu sein, möchte ich mich als Sinnsucherin erster Stunde bezeichnen. Man bekommt sowas mit, das ist ja keine Krankheit. Von der Unendlichkeit aus gesehen, schließt sich dieses Leben einfach an ein anderes an wie ein passender Dominostein. Dazwischen ist kein Atem, während es Lebens hingegen jede Menge Atemzüge. Den Körper gut versorgen. Den Geist, der am Körper klebt auf diese unnachahmlich schrecklich-schöne Weise.

Der Exmitbewohner, der mit dem Stent in einer wichtigen Ader, pflegte zu sagen, lieber wolle er sterben, als aus gesundheitlichen Erwägungen seine Nahrung umzustellen. Irgendwie ist das sehr lustig je länger ich darüber nachdenke. Dabei hat er das gar nicht als Witz gemeint, so wie sonst. Die Angelegenheit mit dem Stent jedenfalls nimmt er sehr ernst.

Draußen ist es oft laut. Im Gebäudeteil nebenan, der zu einer ehemals berühmten Fabrik gehört, wird noch gebaut, vorher wurde entkernt bis aufs Metallgerüst. Dort sollen hippe Wohn-Lofts entstehen, während wir hier in soeben fertig gestellten 'Kreativbüros' sitzen, um 'kreativ' zu sein. In den 90ern gab es hippe Technoparties zu feiern, irgendwo dort in einem der Keller. Es wird also an eine gewisse Hippness angeknüpft. Die Metallkonstruktion in einem weiteren Gebäudeabschnitt hingegen liegt noch frei mit rostig-roten Spuren, wie abgenagte Rippen. Zwei Arbeiter gehen gerade im ersten Stock umher und besprechen sich.
Gebaeudekonstruktion-aus-Metall

Ich krieg jetzt leider nicht den erzählerischen Dreh zu dieser eigentlich sehr transzendenten Erfahrung hin, deren Teile diese Erzählung zusammenbringen soll. Ich möchte sagen, wie untrennbar wir mit dem, was wir essen, mit dem, was wir betrachten, mit den Sätzen, die wir sprechen und mit der Stimmung und der Zeit um uns herum konstruiert und verwurstelt sind. Gut dazu passt auch dies:
wuerste
Anna Maria Maiolino auf der d13
Krempel-auf-dem-Gelaende
Krempel auf dem Gelände

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Das 'Gelände' bietet halbwegs reuelose und teils einfallsreich bebilderte Texte, nach uraltem Rezept geschrieben, gesammelt, im Zeitstrahl gebannt und von aufständischen Dadaisten in letzter Sekunde gut geheißen.

Hier kommt ein Bild:

Bruderkomplex1

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