2. November 2012

Zitruswolken

Zen
Zen in der Kunst sich zu verlesen.

Ich mag Verleser. Ich hätte schon eine ganze Sammlung haben können, wenn ich nicht so nachlässig der Überzeugung wäre, mich später oder am nächsten Tag noch erinnern zu können, sobald ein Schreibutensil zur Hand wäre.
(Siehe auch: 'Aufständische Dadaisten', 'Zeitspray')

Layouten

Typografische Empfindlichkeit möchte ich mir heute bescheinigen. Deshalb habe ich das Layout geändert und hoffe, dass hier alles nun etwas fröhlicher wird. Hält ja keiner aus!
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Wolken am Stiel.
30. Oktober 2012

In einem Zug

Eben hatte ich für einen kurzen Moment vergessen wie alt ich bin. Nachdem ich anhand meines Geburtsjahres nachgerechnet hatte, war ich etwas erschrocken. Es ist ja aber doch nur eine Zahl. Soundsoviel Reiskörner würden keine sättigende Mahlzeit ergeben, soundsoviele Backsteine ein Häuschen bloß für ein kleines Tier, vielleicht eine Katze.

Die Zeit in diesem Zug vergeht schnell. Verschiedene Wetterzonen, im Süden noch Sonne mit Weitblick auf die verschneite Gebirgskette, später lieblich-bunte Weinberge, ab Mannheim Regen mit muffiger Lichtstimmung, und wenn ich daheim bin, wird es dunkel sein. Jetzt geht es erstmal rückwärts weiter.

Ich finde es selbst irgendwie autistisch, dass ich mich auf die tägliche Büro-Routine zu Hause freue. Ich habe eine neue Kundin, der ich die Website machen kann. Seit dem Desaster mit den Naturkosmetischen Anfang des Jahres, das ich zum Anlass gnommen habe, mich von der gemeinsamen Arbeit zu verabschieden, war meine wichtigste Einnahmequelle versiegt. Aber es gibt ein kleines Erbe, das mich beruhigt und eine Weile reicht. Am Ende des Jahres werde ich feststellen, dass ich das Gesparte doch nicht habe anrühren müssen.

An der Seite des Esoterikers hatte ich mich philosophisch etwas verirrt und mich geschämt für meinen kleinen Wohlstand. Das o. g. Design-Desaster hatte mich in eine existenzielle Krise gestürzt, die Ablehnung meiner gestalterischen Fähigkeiten so verunsichert, dass ich Freundinnen erzählte, ich würde nie wieder kreativ arbeiten und das 'Haushalten' des Esoterikers, so will ich es mal nennen, dessen Gast ich war, tat sein Übriges. Wer bei Penny und Lidl einkaufen gehen muss, vergisst schnell, dass es sowas wie Schönheit geben darf oder Achtsamkeit. Davon ist dort spätestens in der Nahrungsmittelpräsentation jedenfalls nichts zu spüren. Ich fühlte mich falsch zwischen den kalt beleuchteten Regalen, reich, zickig und verwöhnt mit meinem albernen Wunsch nach Biogemüse in Holzregalen und rotwangigen Verkäuferinnen mit Zeit zum Plaudern.

Das dauernde Rechtfertigen ging mir auf den Geist und die Auseinandersetzung mit seiner Armut fraß an meinem Gerechtigkeitssinn (so hatte wenigstens eine was zu essen, haha). Die zweite Hälfte unseres neunmonatigen Begegnens verbrachten wir fast ausschließlich bei mir, unter Verwendung von Lebensmitteln, die ich auf dem Markt und im Bioladen besorgte. Vielleicht war es ihm unangenehm, ich jedenfalls konnte meine Gastfreundschaft und Selbstlosigkeit als Zeichen spirituellen Fortschritts definieren. Es war ein schmerzhaft nutzloses Unterfangen, zwischen uns so etwas wie Gleichheit herstellen zu wollen. Die Rolle, die ich innehatte, ist mir bis heute nicht ganz klar. Und auf welcher Seite genau das Gefälle war, lässt sich wohl noch lange ausdeuten.
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Wer arm ist, muss bei Wind und Wetter draußen grillen.
29. Oktober 2012

Es abent

Die Schneewolken hatten sich verzogen und wir konnten ein paar Sonnenstrahlen fangen und glitzende Schneefelder sehen, an denen entlang wir gehen. Es ist eine Freude, die kühle Luft zu atmen. Im Süden, nur schwach zu erkennen, die Vorberge, aber noch nicht das schroffe, hohe Gealp. Frau Montez hat den Lauch geerntet, ich habe einige Lebensmittel erworben, um damit die Vorfreude auf Daheim zu schüren und den Abschied zu lindern.

Abschiede kann ich nicht...
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Jetzt habe ich einen langen Absatz wieder gelöscht und murmele vor mich hin 'Idiotenkram'. Hier soll nicht dauernd die Melancholie sich breit machen. Früher war mir gerade die dunkle Stimmung ein Rätsel, heute ist sie ein freundliches Vehikel in eine Art unpersönliche Stille. Vielleicht kann ich gar nicht mehr schreiben. Vielleicht ist nur das Unbekannte bemerkenswert. Aber darüber schrieb ich auch schon, über Mülltüten in der fremden Stadt.

Es dunkelt in der Landschaft vor dem Fenster. Draußen höre ich Stimmen, die nach dem Hund rufen, blaue Luft seh ich von hier, und lausche gedämpftem Knallen, das Schuhe von Schnee und nasser Erde befreit. Es ist Zeit hereinzukommen. Frau Montez macht gleich Quiche und ich helfe ihr Kochbier trinken.
27. Oktober 2012

Verschlafen

Jetzt schneit es also. Der Hund, der breits in einigen Geschichten an anderer Stelle beschrieben wurde, liegt hier im kleinen im Zimmer, schläft endlich und seufzt ein bisschen. Wir mussten etwas zanken (knurren), weil er sich von mir nur ungenügend gestreichelt fühlte, während ich es blöd fand, dass er meinen Anweisungen nicht folgte.

Nebenan im Zimmer von Frau Montez tummeln sich die letzten kraftlosen Wespen, die vor der plötzlichen Kälte Zuflucht genommen haben. Es herrscht Einhorn-Verwunschenheit, lange war ich nicht im Süddeutschen, hier sind die Kirchen und Häusle noch original und mit lieblichem Ornament verziert, hier läuft das weiße Pferd über die Wiese - der Wetterwechsel trägt zur Stimmung bei, denn der letzte Winter ist schon fern und hält kaum mehr Erinnerungen.
22. Oktober 2012

Reisevorbereitungen

Pakora-by-Magda1

Die letzte große Reise (nach Indien) im Frühjahr ist nun fast schon Geschichte. Eigenartigerweise habe ich nur seichte Erinnerungen daran, die stärkste davon ist noch der übertriebene und zu lustigen Späßen angregende Ketchup-Konsum von Swami Tat Sat. Alle Geschehnisse in den Monaten, in denen der Esoteriker körperlich oder mental anwesend war, haben kaum einen Eindruck hinterlassen, der jetzt noch spürbar wäre. Da war der Tontechniker viel nachhaltiger. Gedanken an ihn und gemeinsame Erlebnisse kommen immer wieder zurück, manchmal sehe ich mich verleitet, eine launige Mail zu schreiben, ein schickes Bild anzuhängen. Und ab und zu haben wir Telefonsex.

Achso ja. Das Reisen. Mir scheint, dass ich den Sommer ausnahmslos mit Schwimmen verbracht habe, mit der Vorbereitung des Schwimmens, mit dem Ausruhen vom Schwimmen, mit der Nahrungszubereitung und -aufnahme, um Kraft zu sammeln für's Schwimmen. Urlaub daheim ist trotzdem nicht so wie Urlaub in der Fremde. Einkaufen, Putzen, Freunde treffen, Kaffee trinken, mit dem Fahrrad zum See, Kochen, im Internet daddeln, Wäsche waschen, schlafen – das alles lenkt doch sehr vom Urlaubsfeeling ab. 'Hinein ins Weekend-Feeling' möchte da schon wieder die mentale Tonspur anspringen, aber nein. In Schottland würde vielleicht jetzt ein schöner Shanty gespielt oder wie immer das dort auch heißen mag.

Jetzt also eine kleine Reise ins Südwestdeutsche. Mit See, Bergen, Tieren und Gartengemüse. Vielleicht. Ich war ja noch nie dort. Wahrscheinlich hat Frau Montez schon längst alles weggerupft.

(Das Foto ist von Magda, entstanden beim Frühstück auf der Fahrt vom Flughafen Delhi nach Rishikesh. Ich habe leider keine eigenen Bilder von der Reise, denn mir wurde die Kamera während des Zwischenstopps in Istanbul geklaut. Wahrscheinlich hat man mich beobachtet, als ich eine Gruppe verhüllter Damen fotografiert habe. Sowas hat fast immer den sofortigen Verlust optischen Geräts zur Folge.)
20. Oktober 2012

Zeitspray

Die besten Momente, so wünscht man sich des Öfteren, sollen nie vorbei gehen bzw. für immer sein. Verliebtheit z. B. oder schönes Wetter im Oktober, schöne Haut, der Verzehr von Lieblingsgerichten, Orgasmen und Selbsterkenntnishöhen. Bei Erfahrungen von Blödsein, bohrender Sehnsucht, Schmerz und anderen Unannehmlichkeiten hilft das Konzept der Vergänglichkeit weiter. Vergänglichkeit ist ewig. Einfach ein bisschen warten und in hundert Jahren ist alles vorbei. Was ein Glück!
17. Oktober 2012

txt

her-damit

Das 'Gelände' bietet halbwegs reuelose und teils einfallsreich bebilderte Texte, nach uraltem Rezept geschrieben, gesammelt, im Zeitstrahl gebannt und von aufständischen Dadaisten in letzter Sekunde gut geheißen.

Hier kommt ein Bild:

Lichter Nebel am Morgen

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