Chutney ist auch bloß Marmelade mit scharfen Gewürzen.
Gerade bei Frau Montez auf Herrn Herrndorfs Blog gestoßen. Was für eine Sprache! Der Mann war mir fremd bisher, gleich morgen seine Bücher bestellen, auf jeden Fall Tschick. Beim Webstöbern ist mir aufgefallen, dass es ja die Große Woche des Todes bei der ARD ist. Ich habe grad die aktuelle Folge Dexter online angeschaut, das ist der serial killer, den alle so lieb haben. Auf Facebook hat er übrigens gut zwölfeinhalb Millionen Fans. Krasser kann ein Tag mit Medien nicht verlaufen. Der eine killt mal eben mit links einen Widersacher, der andere schreibt sich vor Todesangst die Seele aus dem Leib. Und bei Anne Will wird über Nahtoderfahrungen diskutiert.
Im Frühjahr, während der Reise nach Indien, besuchte unsere Gruppe einen vedischen Astrologen. In seinen unordentlichen Laden im Stadtteil Laxman Jhula in Rishikesh lud er uns und legte allen nacheinander für 700 Rupien das Horoskop aus. Er ist nicht nur ein Gelehrter, der anhand des Charts die Persönlichkeit beschreibt, sondern angeblich auch ein Sehender, der den Menschen direkt ins Gemüt blicken kann. Sogar die Yogis lassen sich von ihm beraten.
Das handgemalte Werbebanner.
Wir sollten Fragen bereit halten, aber mir fielen keine ein, die wichtig genug gewesen wären, einen Weisen damit zu behelligen. Liebe, Beziehungen, Arbeit, Eltern, all der Kram. Und so saß ich vor ihm auf dem zerlatschten Boden, gab nur meinen Namen und meine Geburtsdaten an und er tippte alles in sein Programm. Dann sang er einige Gebete und Mantren auf Sanskrit, dazu der Straßenlärm durch die angelehnte Tür und die Szenerie war weitab von feierlich und heilig.
Jetzt ohne ins Detail zu gehen, dazu war's zu intim. Er fing mit meinen Eltern an, ihre damatische Beziehung, die Todesursache meines Vaters, berichtete äußerst liebe Dinge über meine Schwester und ihren Sohn, von meinem idealen Beruf als Designerin, über meine Beziehungen, men come and go, come and go und damit gings direkt zur Sache. Damals mit T., es sei eine gute Zeit zum heiraten gewesen. Tja, denke ich, wenn er das nicht schon gewesen wäre… And the actual guy, der Esoteriker, es hätte vielversprechend begonnen, aber es sei ein stetes Auf und Ab, not good, und ich solle besser allein sein. Und dann sah der den Geräuschemann, er schaute ins Leere und er lachte, this man is crazy, er starrte weiter in den Raum und lachte noch mehr, als könne er nicht glauben, was er sah, sagte etwas, das mich sehr traf, ich musste ein bisschen zetern, er sah mich voller Mitgefühl an, it's good that you're over him. Naja. Jedenfalls. Ein paar Details über gesundheitliche Probleme folgten, aber meine Gesundheit sei stark, solange ich Yoga üben würde, und ich würde sehr alt. Die Zeit der Todesangst über das Ende des Körpers ist also noch ein bisschen hin. Ich solle nicht so viel denken, thinking, thinking, thinking und – bis nächstes Jahr warten, denn da würde eine very good relationship sein, a very good man, mit Prädikat. Hm. Meine Skepsis muss mir anzusehen gewesen sein. Ich solle so viel wie möglich reisen. Ob ich Italien mögen würde. Ja. Er lächelt: You come from there. Zum Schluss nimmt er meine Hand und hält sie eine Weile. Es ist schon erstaunlich, was er jeder von uns gänzlich ohne Vorkenntnis auf den Kopf zugesagt hat. M. solle sich im Übrigen von ihrem Mann trennen, und jedesmal wenn wir uns sehen, fragen wir nach, na, hast du dich schon getrennt? Sehr lustig.
Und so warte ich also auf's nächste Jahr, hallo Zukunft, und schaue mal, wie eine very good relationship sein kann. Manchmal fürchte ich, es ist schwer, sich auf meine Eigenarten ernsthaft einzustellen. Wahrscheinlich kann das nur a very good man. Wenn jemand mich vom Tagesaufablauf abhalten wollte, würde ich muffig, und wenn ich mich abhalten ließe, auch. Wenn jemand die falsche Musik hörte, müsste ich flüchten, und Haschisch rauchen und Tintenfischringe braten in meiner Küche darf auch niemand mehr. Aber das ist eine andere Geschichte.
Im Frühjahr, während der Reise nach Indien, besuchte unsere Gruppe einen vedischen Astrologen. In seinen unordentlichen Laden im Stadtteil Laxman Jhula in Rishikesh lud er uns und legte allen nacheinander für 700 Rupien das Horoskop aus. Er ist nicht nur ein Gelehrter, der anhand des Charts die Persönlichkeit beschreibt, sondern angeblich auch ein Sehender, der den Menschen direkt ins Gemüt blicken kann. Sogar die Yogis lassen sich von ihm beraten.
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Wir sollten Fragen bereit halten, aber mir fielen keine ein, die wichtig genug gewesen wären, einen Weisen damit zu behelligen. Liebe, Beziehungen, Arbeit, Eltern, all der Kram. Und so saß ich vor ihm auf dem zerlatschten Boden, gab nur meinen Namen und meine Geburtsdaten an und er tippte alles in sein Programm. Dann sang er einige Gebete und Mantren auf Sanskrit, dazu der Straßenlärm durch die angelehnte Tür und die Szenerie war weitab von feierlich und heilig.
Jetzt ohne ins Detail zu gehen, dazu war's zu intim. Er fing mit meinen Eltern an, ihre damatische Beziehung, die Todesursache meines Vaters, berichtete äußerst liebe Dinge über meine Schwester und ihren Sohn, von meinem idealen Beruf als Designerin, über meine Beziehungen, men come and go, come and go und damit gings direkt zur Sache. Damals mit T., es sei eine gute Zeit zum heiraten gewesen. Tja, denke ich, wenn er das nicht schon gewesen wäre… And the actual guy, der Esoteriker, es hätte vielversprechend begonnen, aber es sei ein stetes Auf und Ab, not good, und ich solle besser allein sein. Und dann sah der den Geräuschemann, er schaute ins Leere und er lachte, this man is crazy, er starrte weiter in den Raum und lachte noch mehr, als könne er nicht glauben, was er sah, sagte etwas, das mich sehr traf, ich musste ein bisschen zetern, er sah mich voller Mitgefühl an, it's good that you're over him. Naja. Jedenfalls. Ein paar Details über gesundheitliche Probleme folgten, aber meine Gesundheit sei stark, solange ich Yoga üben würde, und ich würde sehr alt. Die Zeit der Todesangst über das Ende des Körpers ist also noch ein bisschen hin. Ich solle nicht so viel denken, thinking, thinking, thinking und – bis nächstes Jahr warten, denn da würde eine very good relationship sein, a very good man, mit Prädikat. Hm. Meine Skepsis muss mir anzusehen gewesen sein. Ich solle so viel wie möglich reisen. Ob ich Italien mögen würde. Ja. Er lächelt: You come from there. Zum Schluss nimmt er meine Hand und hält sie eine Weile. Es ist schon erstaunlich, was er jeder von uns gänzlich ohne Vorkenntnis auf den Kopf zugesagt hat. M. solle sich im Übrigen von ihrem Mann trennen, und jedesmal wenn wir uns sehen, fragen wir nach, na, hast du dich schon getrennt? Sehr lustig.
Und so warte ich also auf's nächste Jahr, hallo Zukunft, und schaue mal, wie eine very good relationship sein kann. Manchmal fürchte ich, es ist schwer, sich auf meine Eigenarten ernsthaft einzustellen. Wahrscheinlich kann das nur a very good man. Wenn jemand mich vom Tages
keinekrabbe - 23. November, 00:10
Wir können gerne