Aussehen

7. März 2013

Baumschnitt

Eine Initiative, der ich mich halbwegs nahe fühle, beschäftigt sich mit der Ernte in den Gärten der Stadt. Wir bieten (überforderten) Gartenbesitzern an, bei der Pflege und Ernte zu helfen und erhalten dafür einen Anteil an Obst und Gemüse. Dieses Frühjahr haben wir einen Schrebergarten überlassen bekommen, den wir bestellen können. Der Garten war lange verwahrlost, aber es gibt ein paar Obstbäume, die wir heute beschnitten haben und Brombeerhecken. Wir sind uns einig, dort einfach eine üppige Blumenwiese zu säen, vielleicht wird es mittendrin einen schönen Sitzplatz geben, die Imkerin bringt ihre vier Bienenvölker mit und vielleicht werde ich endlich mein eigenes Volk haben, zum Zuschauen und -hören.
Garten
Unser Schrebergarten (heute ohne Sonne)

Ich wollte eigentlich noch ein bisschen über die Transition Town-Bewegung nöseln, aber das lass ich jetzt, denn ich komm mit dem Text nicht zu potte. Guten Abend.
5. März 2013

Frühling

Krokusse
1. Januar 2013

Anstatt eines saisonal angemessenen Textes gibt es hier oben in der Betreffzeile heute mal etwas mehr Buchstaben als sonst üblich.

kleiner-Vulkanausbruch
Das neue Jahr ist nun schon einige Stündchen alt. (Beispielbild)
21. Dezember 2012

WU (Weltuntergang)

Es hat in meinem Leben Phasen gegeben, in denen mir ein Weltuntergang mehr als lieb gewesen wäre. Mit 17 litt ich am Überdruss an der Welt im allgemeinen und an der zänkischen Welt meiner Eltern im Besonderen. Nicht mal die 70er Jahre vermochten ihre Vorstellungen, mit denen sie ihre Hirne fütterten, zu erfreuen. Ich war damals ein melancholischer und humorloser Mensch, mein Gesicht gezeichnet von grenzenloser Traurigkeit usw.

Die Studienzeit war heiter und voller Witz, der manchmal ins Zynische kippte, auch das gefiel mir, und ich begriff, dass Weltschmerz auch seine lustigen Seiten haben konnte. Es folgten weitere Jahre unbekümmerten Rummachens in und mit dem Leben, und meine kindliche Weltfremdheit wich einer Art Arrangement, ich tu dir nichts, wenn du mir nichts tust. Das ging eine Dekade gut, ich fand die große Liebe, mit der ich gemeinsam die Welt entdeckte. Und gleichzeitig auch die Vergänglichkeit, die ihnen eigen ist, der Welt und der Liebe. Sie ging einfach unter, die Liebe. Nicht die Welt.

Wieder in der Zeit zurück, Ende der 70er: K. und ich haben oft über den Untergang der Welt philosophiert, ihn herbeigesehnt, 2000 sollte er stattfinden, ich konnte mir damals mit 17 beim besten Willen nicht vorstellen, wie ich mit 39 sein würde. 39 war alt. Irgendwie dachte ich, dass so ein Leben eine Art Gleis ist, auf dem man reist, meine Vorstellungskraft war im Gegensatz zu heute völlig unausgebildet, es gab anscheindend keine Möglichkeit, dem zu entkommen, und obwohl ich Hippie war, würde ich zwangsläufig mit Seidenstrümpfen, Faltenrock, oben eine Bluse und Haaren wie Mirelle Matthieu den Jahrtausendwechsel erleben. Als erlaubte eine fremde Macht mir eine Weile fröhliches Hippietum, aber das Erwachsensein würde unweigerlich hereinbrechen und schmerzlich sein, wie auch sonst. Grund genug also, am Wunsch nach vollständiger Zerstörung dieser irren Welt festzuhalten.

Mit 41 trug ich aber immer noch Hosen, Turnschuhe, ausgewaschene T-Shirts und uneindeutige Sexualität. Ich liebte Computer und das Internet. Zu der Zeit machte ich mich auf in ein großes Abenteuer, sechs Monate in einem fernen Land an der Seite der Prinzessin. Sie und die Welt waren wunderschön.

Dann wird es wirr. Ein Freund stirbt, da ist Verzeiflung und ich ziehe mich zurück in die Esoterik, die mir gefälligst Fragen beantworten soll. In einem Esoterikforum im Web, in dem ich mir die Finger wund schreibe, finden sich jede Menge Weltuntergangsanhänger. Es ist ein Rückfall, aber auch ein nach Hause kommen. Also geht die Welt doch unter! Es gab jetzt 'Beweise', Filme im Netz, eine Unzahl Bücher, die es ja wissen mussten. Wir haben Szenarien und Überlebensstrategien erdacht in der Hoffnung zu den Überlebenden zu gehören, mit diesem ganzen Bierernst, der Esoterikern zu eigen ist, da herrschte noch nicht mal lustiger Zynismus, da war einfach Angst, die diese stoische Selbstaufgabe in sich trägt, die ich, Jahre später, in dem Esoteriker wieder sah.

Viel Vergeblichkeit in jener Zeit, wenig Unterscheidungsfähigkeit. Liebesaffären, die nicht hätten sein müssen. Obendrauf die unerfüllte Sehnsucht zum Geräuschemann – ein Weltuntergang wär da angemessen gewesen.

Ach, Affinität zur Apokalypse, ich durchschau dich jetzt! Du bist bloß Machtlosigkeit, die sich durch Zerstörungswunsch tarnt. Das elende Kleinheitsgefühl, die Ohnmacht, am besten gleich alles in Schutt und Asche legen, alle tot und dann ist gut, endlich vorbei. ––
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"OMG it has begun!!! In Australia!!! No Photoshop!" (Quelle: Facebook)

Heute ist ein schöner Tag.

Niemals hätte ich mir mit 17 ausmalen können, was für ein lustiges Nicht-Ereignis… welch ein Spaß so ein ungeschehener Weltuntergang sein würde. Das Netz ist voll mit Bildern und Anspielungen, Lifetickern und anderem Schabernack, aber dieses Bild ist mir das Liebste. Fast noch witziger sind die vielen Fachkommentare dazu: Es wäre fake und photoshopped, ganz eindeutig.

Ich krieg jetzt die Pointe nicht hin, auch egal, ich lass das jetzt so. Heute ist ein echt schöner Tag!
14. Dezember 2012

Schrott

Wegen 2012 hab ich jetzt ebenfalls die Kamera an meinem MacBook abgeklebt, ich möchte Aufzeichnungen vermeiden, die mich in meinen letzten Lebenstagen zeigen, wie ich unbehelligt von all dem fröhlich vor mich hinmache, naja, meditieren tu ich ja nebenan, und wenn dann das allerletzte Byte ins Weltall gestreamt wird, kann man mich jedenfalls nicht sehen.

Trotzdem liegt seit Tagen eine Art dissonante Tonspur unter dem Leben, nachts wache ich auf davon und grübele. Dann sehe ich einige Leute vor meinem inneren Auge, denen ich mal so begegnet bin, weder intensiv noch nachhaltig, aber ich bin empfindlich, weil ich kaum Erklärbares mitfühle, ihre Lebenswege, der Grund für die neuesten Gesichtsfalten oder die Beugung der Rücken, verfusselte Haare, oder die stille Person dort drüben, warum redet die nicht, oder der geschwollene Arm der Kollegin, durch deren Gewebe immer noch die Chemie fließt, die ihren Krebs vernichten soll. Das alles schwebt mit im Raum, als wir zur Weihnachtsfeier blasen zusammensitzen, essen, erzählen und und doch sehr viel lachen.

Und wichteln mit hässlichen Gegenständen, dem sogenannten Schrottwichteln. Alles pompös-feierlich verpackt. Zum Beispiel gibt es eine gläserne Anrichteplatte mit aufgedrucktem Käse (erhältlich auch mit anderen Motiven, z. B. Würsten oder Gemüse). Also, wenn man gar keinen Käse hat, könnte man einfach die Platte auf den Tisch stellen und der sähe aus wie reich gedeckt. Einige Leuchtobjekte werden ausgepackt, das schönste ist ein kleiner Plastiktannenbaum mit echten Glaskugeln, der von innen heraus leuchtet und die Farbe wechselt, den bekommt die Lieblingschefin. Oder das Raclette-Öfchen mit Zubehör für zwei Personen. Oder eine Saufvorrichtung mit winzigen Humpen. Das Rennen machen die Salz- und Pfefferstreuer, die, aufgezogen, über den Tisch fahren können. Ich erhalte ein antik anmutendes Kerzenwindlicht oder was das ist.
Schrottwichteln
Weitere atmosphärisch dichte Bilder nebenan auf dem Gelände zwo.

Das ist alles sehr lustig, wir losen und packen nacheinander aus und machen lärmende Witze. Aber eigentlich ist das alles auch schlimm, wenn man bedenkt, dass die Sachen mal tatsächlich verschenkt wurden, schlimmer noch die Vorstellung, dass gut bezahlte Designer sich so etwas ausdenken (müssen), ich tippe auf Russland, die Japaner können gar nicht hässlich (hoffe ich), die Chinesen machen was anderes und in Südamerika haben Gegenstände bestimmt auch mehr Würde.

Beim Abschied müssen wir die Gäste zwingen erinnern, ihre Geschenke nicht zu vergessen und so löst sich die launige Runde langsam auf.

Die Lieblingschefin nimmt mich mit zurück in die Stadt. Wir reden, während das riesige Auto uns sanft dahinträgt. Es ist ihr ein großes Anliegen, die Mitarbeiter als Gruppe zusammenzuhalten – die länger dabei sind, sind beinahe befreundet, die Busenfreundin ist ja auch eine davon, aber die jüngeren bleiben für mich peripher. Nach dem Eklat vom Frühjahr, darüber schrieb ich schon, versucht sich die Firma freizuschwimmen und ich beobachte, ob und wie es gelingt. Wenn sich im nächsten Frühjahr der Chef zurückzieht, soll die Sache einen neuen Namen bekommen – "irgendwas mit Mett", sagt man lakonisch, Mettzchen wär mein Vorschlag.

Dann könnte man die Anrichteplatte mit Würstemotiv irgendwie mit einbeziehen, entweder in die Logogestaltung oder zum Darbieten der neuesten Entwürstfe. Ein Fest.
6. Dezember 2012

Sehr.

Ein langer Mittagsspaziergang mit der Buddhistin zum See. Schnee und Sonne, Fachsimpeleien über den geschickten Aufbau eines 60-seitigen InDesign-Dokuments und die gestrige Depression, filosofisch betrachtet. Zwei Kaffee, Törtchen beim Portugiesen, Nikolaus' Süßigkeiten aus der Geländeküche, noch kein richtiges Mittagessen. Zwei weitere Schokoladekugeln obendrauf. Jetzt ein bisschen werkeln, nachher kommt die Lieblingschefin und äugt nochmal auf's Konzept. Empfindlichkeiten langsam vergessen. Am Abend einfach nur sitzen und Stille genießen.

Manchmal mag ich die Menschen nicht, und dann wieder doch. Sogar sehr.
25. November 2012

Städtereisen

Konnte mich gestern nicht sammeln während der Abendmeditation, statt dessen über Herrn Schnecks Krankheitsverse gegnickert kontempliert, welche dann hier noch weiter echoten und festgestellt, dass ich nicht so brilliant bin wie die anderen. Das einzige was mir einfiel war

Hatt' es am Magen
in Hagen.
20. November 2012

Schreiblos

Weil ich ein Jahrtausende altes InDesign-Dokument umarbeite, das irgendeine Irre damals angelegt hat – und das war tatsächlich nicht ich, sondern eine befeindete Grafikerin ohne jegliches Verständnis von Schönheit, da wurde gewurstelt und gemuckelt, nicht eine einzige Stilvorlage, keine mehrspaltigen Textrahmen, statt dessen tausend Hilfslinien, die wer weiß, wohin führen – also deshalb komm ich nicht zum Schreiben. Der Neuaufbau macht einer Frickeltante wie mir jedenfalls großen Spaß. Die verspannten Schultern werde ich durch Schwimmtraining am Mittag besänftigen und am Abend ist wahrscheinlich alles fertig.

Aloah, sei mir hold, Musterseite. Ich hab dich lieb, Stilvorlage. Sei meiner, Automatisierungsvorgang. Hallo Futura als zeitgemäße Schrifttype (und Hausschrift), endlich kann ich dich auch in diesem Gesamtkatalog willkommen heißen!
14. November 2012

Das Kind von innen

Die Busenfreundin J. indes hat die therapeutische Anweisung, noch nichts darüber zu erzählen, was auf dem Seminar zum Inneren Kind passiert ist. Später vielleicht. Wie eh und je macht sie der Kaffee zappelig, den wir hinten im Kinderzimmer... gewöhnlich treffen sich die Mütter im hinteren Teil des Cafés zum Palavern, dort hört man die Kaffeemühle nicht so laut wie vorn – jedenfalls ist vorn am Fenster kein Platz und die J. und ich sitzen hinten bei den Kindern Müttern. Die sind auch laut, aber nur außen.

Die 'Arbeit am Inneren Kind' ist sicherlich sehr hilfreich und erfahrungsgemäß unglaublich berührend. Mich stört wieder bloß das 'Arbeiten' – an allem müssen wir arbeiten – arbeiten am Aussehen, arbeiten an der Einstellung, arbeiten an der Beziehung. Die Kleinkinder dort hinten arbeiten ja auch nicht, die hauen fröhlich mit ihren Schuhen ans Tischbein, spielen mit den Käsebrötchen und alle drei schauen zu uns beiden rüber, denn sie wissen, wir sind genauso spielbereit und würden nichts lieber tun, als ebenfalls mit unseren Schuhen auf den Tischen rumzutrommeln.

Davon hält uns unser fortgeschrittenes Alter ab, und ein flüssiges Gespräch kommt nicht zustande, weil sich die J. von jeder niedlichen AnwHandlung der Kinder ablenken lässt und einen Kommentar abgeben muss. Außerdem strähnt sie sich dauernd durch die Haare, ich dachte, wir wären schon darüber hinweg, seit sie vor 10 Jahren den Haarschmuck beiseite gelegt hat.
Bruderkomplex1
Ich jedenfalls war auch awesome niedlich. Ohne groß an mir zu arbeiten.

Das Bild zeigt mich mit dem Tontechniker einem Spielkameraden, der genauso hieß wie jener, als Neunjährige, er ist sechs. Man sieht uns die Unbillen der heraufziehenden 70er-Jahre noch nicht an. Oh, und gerade jetzt wird mir klar, dass mein Bruderkomplex genau hier seinen Anfang genommen haben muss.

Doch dazu später. Vielleicht.
2. November 2012

Layouten

Typografische Empfindlichkeit möchte ich mir heute bescheinigen. Deshalb habe ich das Layout geändert und hoffe, dass hier alles nun etwas fröhlicher wird. Hält ja keiner aus!
PA290192
Wolken am Stiel.

Das 'Gelände' bietet halbwegs reuelose und teils einfallsreich bebilderte Texte, nach uraltem Rezept geschrieben, gesammelt, im Zeitstrahl gebannt und von aufständischen Dadaisten in letzter Sekunde gut geheißen.

Hier kommt ein Bild:

Swamiji

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